Meine zweite Trösterseele
Evchen
„Huch, wieso ist das hier soooo hell?“ Evchen sah sich erstaunt um. Gerade hatte sie noch im Trösterseelenland mit den anderen Seelchen gespielt. Verstecken, nachlaufen, Kreisspiele, all sowas, was man mit vielen Freunden zusammen so toll spielen kann. Ausserdem hatte Evchen ein besonders gutes Versteck gefunden, eins, welches die anderen nicht so schnell finden würden. Und nun dies! „Macht doch das Licht weg. Die anderen finden mich dann so schnell!“ Aber was war denn mit dem Versteck los? Das hier war eindeutig nicht das tolle Versteck, das sie gefunden hatte; nee, das hier sah überhaupt nicht nach dem Trösterseelenland aus, das sie kannte.
Noch ein wenig zerzaust schaute sie sich um. Ein komischer Ort, fand sie, keine grosse Wiese zum Spielen, keine Blumenbeete am Rand, wo man immer so aufpassen musste, dass all die schönen Blümchen nicht beim ausgelassenen Spiel zertrampelt wurden. Keine wunderschön blühenden Büsche, in dem man sich so gut verbergen konnte, wenn es galt, beim Versteckspielen unauffindbar zu sein. Sie erinnerte sich daran, hier in dem Tannenbusch, ganz am anderen Ende der grossen Wiese, ein feines Versteck gefunden zu haben. Stimmt, nach und nach fiel es ihr wieder ein. Gerade , als sie die Tannenäste beiseite schieben wollte, um sich zu verstecken, hörte sie ein feines Stimmchen. „Hallo, Evchen! Huhu!“ Verdutzt schaute Evchen sich um. Komisch, wer hatte denn da gerufen, war doch niemand da.
Ihre besten Freundinnen waren zu Besuch gekommen. Das ging vor!!! Oh ja! Und es gab ja immer sooo viel zu erzählen. Und so wurde auch erst einmal ausgiebig berichtet, was jeweils seit dem letzten Treffen alles geschehen war. Darüber verging der Nachmittag wie im Fluge. Längst schon waren die Drei von den anderen Trösterseelen entdeckt worden, aber Evchen achtete gar nicht darauf.
Irgendwie war etwas anders als sonst. Isolde, von Natur aus schon nicht die Temperamentvollste, war noch ruhiger als sonst. Und Evchen fragte sich, was wohl los sei.
Endlich hielt sie es nicht mehr aus vor lauter Spannung. „Sag mal, Isolde, was ist denn los? Du bist so still!“ fragte sie leise, als Biene einmal Pause beim Erzählen einlegte. Isolde räusperte sich und Biene schaute ganz verdutzt auf . „ Wir haben den Auftrag, Dich mit auf die Erde zu nehmen. Die Erlaubnis dazu haben wir schon bekommen, Wir können gleich aufbrechen.“ „Jetzt grad?“ fragte da Evchen, „Kann ich mich nicht mehr verabschieden?“ Isolde antwortete bedächtig: „ Nein, nicht wirklich, wir haben es eilig. Weisst Du, der Abendwind hat mir versprochen, das er uns auf seiner Rückkehr zur Erde mitnimmt in seinem Windwagen. Aber wir müssen pünktlich sein, sonst reist er ohne uns.“ Und Bienchen flatterte aufgeregt umher und jubelte: „Du darfst mit, wie ich mich freu, du Darfst mit!“ „Aber wieso denn? Immer noch reichlich verdutzt über die Neuigkeit schaute Evchen Isolde an. Die antwortete: „Ja weisst Du, unser Willi ist doch krank geworden und sooo traurig. Er hat sich gewünscht, das Trösterseele Evchen zu ihm kommt und ihn tröstet. Nur du, Evchen könntest ihn wieder ganz fröhlich machen. Ganz mager ist der arme Kerl geworden.“ „Das glaub ich nicht, unser Schleckmäulchen Willi und mager? Das geht natürlich nicht, da komme ich doch gerne mit euch.“ Gesagt, getan, gemeinsam machten sich Isolde, Biene und Evchen auf den Weg zum Treffpunkt mit dem Abendwind. An den anderen, erstaunt schauenden Trösterseelen marschierten sie davon.
Gerade noch rechtzeitig erreichten sie den Treffpunkt. Der Abendwind wartete schon ungeduldig. Schnell stiegen sie in den Windwagen ein und los ging die sausende Fahrt. Der Abendwind sauste so schnell durch die Luft, das unserem Seelchen Hören und Sehen verging. Ihnen wurde tatsächlich schwarz vor Augen und bekamen gar nicht mit, das der Windwagen sein Ziel erreichte. Vorsichtig legte der Abendwind Evchen und ihre Gefährtinnen am Ankunftsort ab und fuhr davon.
So kam es also, das Evchen von hellem Licht geweckt wurde. Nachdem sie sich wieder zurechtgefunden hatte, weckte sie Isolde und Biene. Schnell machten sie sich auf den Weg zu Willi.